Eine Tür öffnet und schließt sich. Aus dem Fahrerraum schiebt sich etwas Rot-Oranges zu mir hin. „Vielleicht doch keine schlechte Idee, diese Farbwahl inmitten des kühlen Weißes“, überlege ich. Neben mich setzt sich Herr Panter. „So, ich bleibe jetzt bei Ihnen.“, sagt er. „Dafür bin ich nämlich da. Meine Aufgabe ist es, zu Ihnen eine vertrauensvolle Beziehung inmitten all der Hektik aufzubauen, damit sie sich nicht noch mehr aufregen und merken, dass Sie nicht allein gelassen werden. Ich bin praktisch derjenige, der mit Ihnen unterginge, wenn der Wagen da vorne in den Kanal stürzen würde. Die anderen könnten sich ja retten, aber mein Platz wäre immer hier beim Patienten!“ „Wie beruhigend“, denke ich und kann mir auf einmal vorstellen, dass er dieses Vertrauen zwischen sich und dem Patienten auch tatsächlich herstellt.
Dabei entsprach Herr Panter anfänglich so gar nicht meiner Vorstellung eines Rettungsassistenten. Aber was für eine Vorstellung hatte ich eigentlich? Jedenfalls keine mit einem Rauschebart. „Rasputin“, wie ich Herrn Panter aufgrund dieses Bartes insgeheim nenne (ich hoffe, er sieht mir das nach),erzählt, dass sie im Schnitt fünf mal pro Tag einen Einsatz mit der Notärztin zusammen haben. Allerdings käme es doch häufig zu Fehleinsätzen. Grund dafür sei die Falscheinschätzung des Notrufes. Eine Ausschlag gebende Rolle spiele die Frage nach der Ansprechbarkeit. Wenn es heiße, nicht mehr ansprechbar, müssten eben Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeug ausrücken.
„Aber wie kommt es denn zu so einer Fehleinschätzung?“, frage ich. „Na, wenn, jetzt übertrieben dargestellt, die Leute sagen: `Kommen Sie schnell, unserem Opa geht es nicht gut.` `Ist er denn noch ansprechbar?`, wäre die nächste Frage der Leitstelle. Wenn es dann heißt: `Nein, überhaupt nicht mehr!`, fahren wir los. Und was finden wir vor? Einen alten Herrn, zwar aufgeregt, aber bei vollem Bewusstsein. Auf unsere Nachfrage hören wir: `Natürlich bin ich ansprechbar! Aber mit den Kindern habe ich doch Streit. Mit denen rede ich schon seit drei Jahren kein Wort mehr!`“